Wer sich einer Aufgabe, einer Arbeit voll und ganz hingibt, dabei die Welt um sich herum vergisst, konzentriert und mit Freude bei der Sache ist, erlebt einen Zustand von „Flow“. Flow-Erlebnisse machen uns glücklich, und wir suchen nach Wiederholung. Das kennt man aus dem Ausdauersport, aus konzentrierter Arbeit oder auch vom Gaming. All das sind Tätigkeiten, während denen wir bei der Sache oder bei uns selbst sind, sodass alles andere herum unwichtig wird. Und wir wiederholen diese Tätigkeiten, weil uns das Flow-Erleben emotional positiv belohnt und damit verbundene Verhaltensweisen verstärkt. Flow ist deshalb auch ein Hintergrundmerkmal von Leistungsmotivation, weil die Fähigkeit, Flow im Arbeitskontext zu erleben, zur Wiederholung beruflicher Leistung und der aktiven Suche nach Flow-versprechenden Aufgaben anregt.
Wer Flow im Beruf erleben kann, leistet mehr.
Flow ist auch ein Sub-Merkmal des von uns für Personalauswahl und -entwicklung eingesetzten Testverfahrens DRIVE zur Erfassung beruflicher Motivation.
Flow-Erlebnis im Arbeitsumfeld braucht entsprechende Bedingungen
Gestört wird das Flow-Erlebnis und die positiv wahrgenommene Versunkenheit in eine Aufgabe durch Kurztaktigkeit bei der Arbeit und Unterbrechungen wie Anrufe. Das weiß jeder, der schon einmal ein Kind aus der Versunkenheit in ein Spiel heraus gerufen hat und den Unmut über den Flow-Verlust lautstark zu hören bekam
Will man Mitarbeitenden die Chance auf Flow eröffnen, müssen die Randbedingungen entsprechend gestaltet werden.
Das hat zum Beispiel zur Einführung ungestörter Arbeitsphasen („Sprints“) in agilen Arbeitsformen wie Scrum geführt, denn wer sich unterbrechungsfrei mit einer Sache befassen darf, hat die Chance, in den Flow-Zustand zu gelangen. Wenn aber eine Offene-Tür-Politik und allzeitige Bereitschaft zur gegenseitigen Unterbrechung zum Arbeitsklima gehören, wird es schwer für den Flow.
Studien zeigen: Flow bleibt im Alter erhalten
Was bisher ungeklärt war, ist die Frage, ob sich die Fähigkeit, Flow-Erlebnisse zu empfinden, mit dem Altern ändert oder erhalten bleibt. In zwei voneinander unabhängigen Stichproben und mit unterschiedlichen Erhebungsmethoden (Längsschnitt-Design vs. Selbstbericht) wurde nun untersucht, ob sich das individuelle Flow-Erleben mit zunehmendem Alter verändert. Die Antwort ist: Nein – Flow scheint ein weitestgehend altersunabhängiges Merkmal zu sein. Wir behalten also auch mit zunehmendem Alter die Fähigkeit, uns in Aufgaben und Themen versinken zu lassen und Freude dabei zu empfinden. Ein sehr ermutigendes Ergebnis für alle, die sich fragen, welche Ressourcen mit dem Altern verloren gehen. Flow ist es nicht, er bleibt unser konstanter Begleiter
Nachzulesen bei: Tse, Dwight & Nakamura, Jeanne & Csikszentmihalyi, Mihaly. (2022). Flow Experiences Across Adulthood: Preliminary Findings on the Continuity Hypothesis. Journal of Happiness Studies. 10.1007/s10902-022-00514-5.