„Wenn ich ein neues Werk in China besetzen will, kann ich doch einfach die gleichen Tests nutzen, die ich auch in Deutschland anwende oder?“ Nein! Jede Kultur ist anders, in jedem Land treffen Sie auf unterschiedliche Voraussetzungen. Damit Sie trotzdem die besten Bewerber aus anderen Ländern für sich gewinnen, müssen Sie die kulturellen Unterschiede kennen und Ihre Auswahlverfahren entsprechend anpassen.
Kulturvergleichende Forschung als Erkenntnisgewinn
Grundlage für die Auswahl wissenschaftlicher Testverfahren im internationalen Kontext sind kulturvergleichende Forschungen. Diese zeigen uns die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen unterschiedlichen Kulturen. In unserer globalisierten Welt beeinflussen sich Kulturen immer stärker gegenseitig – auch diese Entwicklungen müssen bei der Verwendung von Testverfahren in internationalen Auswahlprozessen berücksichtigt werden.
Intelligenzmodule sind für Eignungsaussagen global relevant
Trotz der vielen landesspezifischen Unterschiede gibt es natürlich auch internationale Gemeinsamkeiten. So ist Intelligenz für die Vorhersage beruflicher Erfolge global relevant. Insbesondere Testformate mit figuralen Inhalten eignen sich besonders, da diese weniger kulturspezifisch sind als sprachgebundene Formate und deshalb auch häufig als „kulturfrei“ bezeichnet werden. Auch numerische Aufgaben sind weitaus unproblematischer als sprachgebundene Aufgaben, die uns bei Übersetzungsprozessen vor besondere Herausforderungen stellen.
Die Big Five der Persönlichkeit als international gültige Testverfahren
Neben der Intelligenz zählen Persönlichkeitseigenschaften zu den zentralen Testdimensionen. Die fünf großen Persönlichkeitsfaktoren einer Person, die sogenannten Big Five, gelten als international existent, wenn auch in verschiedenen, landesspezifischen Ausprägungen.
Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, emotionale Stabilität und Offenheit für Neues können folglich überall auf der Welt mit wissenschaftlichen Testverfahren gemessen werden.
Sprachfreie Intelligenztests sowie universal gültige Persönlichkeitstests funktionieren also global – auch wenn sich die durchschnittlichen Ausprägungen kultur- und länderspezifisch bisweilen merklich unterscheiden. Diese Unterschiede können in aller Regel mit einer projektspezifischen Normierung adressiert werden. Dabei wird sichergestellt, dass die Testergebnisse des Einzelnen mit Resultaten aus dem eigenen Kulturkreis verglichen werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass kulturspezifische Unterschiede die Ergebnisse verzerren. Denn die Kultur des jeweiligen Landes, wie zum Beispiel soziale Umgangsformen, prägen die Antworten Ihrer Bewerber in verhaltensbasierten und persönlichkeitsbezogenen Testverfahren.
Kultur als Einflussfaktor
Pünktlichkeit gehört beispielsweise nicht überall in der Welt zu den wichtigsten Werten – in manchen Ländern ist es sozial akzeptiert, eine Stunde zu spät zu kommen. Sowohl bei der Entwicklung der Testverfahren als auch bei der Auswertung müssen diese kulturellen Unterschiede berücksichtigt werden.
Ein einheitliches Bildungsniveau gibt es nicht
Bildungssysteme und Schulformen sind von Land zu Land verschieden – entsprechend problematisch ist es, überall das gleiche Bildungsniveau Ihrer Bewerber vorauszusetzen wie in Deutschland. Ein Testverfahren, das sich aus beruflichen Anforderungen in Deutschland ableitet, kann Kandidaten in anderen Ländern sowohl unter- als auch überfordern, insbesondere dann, wenn der gleiche Vergleichsmaßstab angesetzt wird. Sie als Recruiter erhalten gegebenenfalls völlig verzerrte Testergebnisse, weil Ihre Bewerber den Test nicht verstanden haben, ihn zu schwer oder zu einfach fanden, ohne dass Ihnen dieser Umstand bewusst ist.
Der Vorteil von wissenschaftlichen Testverfahren und Assessments ist es, dass möglichst wenig bildungsspezifische Aspekte vorausgesetzt werden.
Aus diesem Grund spricht man hier auch von Verfahren, die möglichst kulturfrei funktionieren.
Testinhalte sollten folglich möglichst unabhängig von landesspezifischen, sozioökonomischen und bildungsbezogenen Bedingungen funktionieren, um überfachliche Kompetenzen der internationalen Kandidaten verlässlich und fair zu analysieren.
Sprachliche Barrieren können Testergebnisse verzerren
Studien belegen, dass es am einfachsten ist, einen Test in der eigenen Muttersprache zu absolvieren – dadurch wird gewährleistet, dass alle Bewerber die gleichen Chancen erhalten. Testverfahren können und sollten daher in die verschiedenen Muttersprachen der Kandidaten übersetzt werden oder zumindest einheitlich auf Englisch zur Verfügung stehen, um eine faire Vergleichsgrundlage zu schaffen. Allerdings kommt es bei dieser Entscheidung auch auf die Aufgaben innerhalb eines Tests an: Sollen Kandidaten zum Beispiel möglichst viele Worte mit einem vorgegebenen Anfangsbuchstaben auf Zeit generieren, ergibt diese Aufgabe in China wenig Sinn, denn Chinesisch ist eine Symbolsprache, bei der ein Zeichen schon das ganze Wort sein kann. Dieses Beispiel veranschaulicht, wie wichtig es ist, nicht nur auf der Makroebene einzelner Tests länder- und sprachspezifisch zu normieren, sondern auch auf der Mikroebene diejenigen Testformate auszuwählen, die im betreffenden Kulturraum bestmöglich funktionieren.
Der Übersetzungsprozess
Das Übersetzen von Testverfahren ist ein hochkomplexer Prozess, genau wie Sprache selbst; es gibt unzählige Synonyme, Doppeldeutigkeiten und grammatikalische Strukturen zu beachten. Wir arbeiten deshalb bereits in den ersten Testentwicklungsphasen unserer Testverfahren mit professionellen Übersetzern zusammen, um die allgemeine Tauglichkeit einzelner Verfahren für andere Kulturen auszuloten. Im Übersetzungsprozess selbst gilt es an vielen Stellen sprachlichen Missverständnissen vorzubeugen und die wissenschaftlichen Gütekriterien der Tests zu gewährleisten. Dies erfolgt beispielsweise über eine Hin- und Rückübersetzung von zwei unabhängigen professionellen Übersetzern, die Muttersprachler sein müssen. Nur wenn die Rückübersetzung zum exakt gleichen Ergebnis kommt wie das Original, wird die Übersetzung akzeptiert. Durch dieses Prinzip kann sichergestellt werden, dass es zu keinen Fehlübersetzungen kommt. Auf diese Weise können wir selbst für jene Sprachversionen unserer Tests eine Qualitätssicherung vornehmen, die wir selbst nicht sprechen. Mittlerweile bieten wir unsere Testverfahren in über 20 Sprachen an.
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